Geschäftsstraßenmanagement
Turmstraße
(Berlin)
KONTEXT
Die Turmstraße ist eine traditionelle Geschäftsstraße im Ortsteil Moabit des Berliner Bezirks Mitte. Das Stadtteilzentrum ist durch eine hervorragende stadträumliche Lage, prägende Gebäude und öffentliche Einrichtungen sowie eine sehr gute Nahversorgung gekennzeichnet, hat aber in den zurückliegenden Jahren einen spürbaren Funktions- und Imageverlust erlitten. Mit der Öffnung des Einkaufszentrums Schultheiss-Quartier im Jahr 2018 ist das Angebot an Verkaufsfläche um mehr als 30.000 qm angewachsen.
Um die Turmstraße als räumlichen, funktionalen und identitätsstiftenden Kern von Moabit wiederzugewinnen, wurde das Stadtteilzentrum in das Bund-Länder-Programm „Lebendige Zentren“ aufgenommen und im Jahr 2011 auch als Sanierungsgebiet förmlich festgelegt. Wichtige Handlungsfelder sind die Umgestaltung der Grünflächen, die Qualifizierung der sozialen und räumlichen Infrastruktur sowie die Etablierung eines Geschäftsstraßenmanagements (GSM).
AUFGABENSTELLUNG
- Aktivierung, Vernetzung und Unterstützung der lokalen Akteur_innen
- Aufbau und Institutionalisierung der lokalen Standortgemeinschaft
- Förderung eines ausgewogenen Nutzungs- und Branchenmixes
- Gemeinsame Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Belebung, Profilierung und Imageverbesserung
- Aufbau eines aktiven Leerstandmanagements
- Kommunikation von Baumaßnahmen bei den Gewerbetreibenden
UMSETZUNG UND ERGEBNISSE
Zu den zentralen Aktivitäten des GSMs zählt der Aufbau und die Begleitung der lokalen Händler_innen- und Standortgemeinschaft TIM – Turmstraßen-Initiative-Moabit. Unter dem Motto „MIT reden und MIT gestalten“ setzt die Initiative gemeinsam mit dem GSM seit 2015 Projekte und Aktionen um. Zentrales Forum der Initiative sind regelmäßige Arbeitsfrühstücke, bei denen die Mitglieder aktuelle Themen aus dem Gebiet und Geschäftsalltag diskutieren, ihr Netzwerk ausbauen und neue Projekte und Aktionen in die Wege leiten. Wesentlich ist, dass alle Akteur_innen in den Dialog kommen. Insbesondere der Ausbau von Kooperationsstrukturen mit den Betreibenden des Schultheiss-Quartiers (HGHI Holding GmbH) steht im Fokus der Arbeit, um Synergieeffekte anstelle von Konkurrenzgedanken zwischen der traditionellen Einkaufsstraße und dem neu eröffneten Shoppingcenter zu erzielen.
Die Profilschärfung und Imagebildung ist ein weiter wichtiger Bestandteil der Arbeit. Dazu tragen die (Marketing-)Produkte und Aktionen bei. Jährliches Highlight ist das Moabiter Kiezfest, das im Rahmen des Projektes „MittendrIn Berlin! – Projekte in Berliner Zentren“ 2013 erstmalig vom GSM und lokalen Akteur_innen veranstaltet wurde, um die Gewerbe- und Beteiligungsstruktur rund um die Turmstraße erlebbar zu machen. Aufgrund des großen Zuspruchs wurde das Fest i.R. des Förderprogramms fortgeführt und seitdem sieben Mal veranstaltet. Zu weiteren Produkten der Öffentlichkeitsarbeit gehören bspw. ein illustrierter Einkaufsführer (Kiezkarte), die Broschürenreihe „best of 21“, eine mit dem Logo der Turmstraße bedruckte Einkaufstragetasche (TurmTüte) sowie Weihnachts- und Osteraktionen. Die Planung und Umsetzung der Aktionen und Produkte in Zusammenarbeit mit den lokalen Akteur_innen befördert die Identifikation, die Vernetzung sowie die Verantwortungsübernahme der lokalen Akteur_innen mit dem Standort.
Von hoher Bedeutung ist auch die aktive Förderung eines attraktiven Nutzungs- und Branchenmixes. Grundlage ist ein vom GSM erarbeitetes Geschäftsstraßenkonzept. Dem GSM stehen überwiegend kommunikative Instrumente, jedoch keine rechtlich verbindlichen zur Verfügung, um das Gebiet im Sinne der Zielerfüllung „Revitalisierung der Geschäftsstraße“ zu entwickeln. Das Sanierungsrecht bietet umfangreichere Steuerungs- und Eingriffsmöglichkeiten. Das Geschäftsstraßenkonzept verfolgt das Ziel, beide Ebenen miteinander zu verzahnen. Es soll einerseits einen Beitrag zur Konkretisierung und Erreichung der Sanierungsziele leisten und andererseits die Bemühungen des GSMs zur Verbesserung des Nutzungs- und Branchenmixes unterstützen. Auf Grundlage einer eigens entwickelten Systematik, die im Gegensatz zu klassischen Einzelhandelskonzepten alle für eine Geschäftsstraße relevanten Nutzungen erfasst und ins Verhältnis setzt, wurde das Moabiter Zentrum einer Analyse unterzogen. Darauf aufbauend wurden Handlungsempfehlungen unter Berücksichtigung der Qualität der Nutzungen und Angebote abgegeben. Die Analyse der Geschäftsstraße wird jährlich im Rahmen des Bestandsmonitoring durchgeführt; das Geschäftsstraßenkonzept soll 2020 fortgeschrieben werden.
Um leerstehende Ladenlokale einer sinnvollen Nachnutzung zuzuführen, setzt das GSM auf eine enge Kooperation mit den Eigentümer_innen und Hausverwaltungen vor Ort. Die Zusammenarbeit mit ihnen stellt eine besondere Herausforderung dar. Hierfür ist die Erarbeitung einer Standortbroschüre geplant, die sich an potenzielle Investor_innen, Projektentwickler_innen, Immobilieneigentümer_innen und ansiedlungswillige Unternehmen richtet.
Zu den Aufgaben des GSMs gehört auch die umfassende Betreuung des jährlich aufgelegten Gebietsfonds, welcher mittels der Förderung von Projekten die lokalen Akteur_innen in die Zentrenentwicklung einbezieht und private Finanzressourcen erschließt.
Weitere Informationen finden Sie unter www.turmstrasse.de.
Foto Kiezfest: Theo Heimann